Prinzipien

Grundsätzlich folgt die Mediation wenigen klaren Prinzipien. (Wenn Sie nach den „Prinzipien der Mediation“ googlen werden Sie womöglich zu einen nicht ganz einheitlichen Bild kommen.) Im Detail ist das Geschmacksache. Die folgenden sieben Prinzipien scheinen mir aber allgemein anerkannt zu sein.

ergebnisoffen vertraulich alle Betroffenen beteiligt freiwillig allparteilich (neutral) eigenveratwortlich informiert

Details bitte

Hier noch ein paar Details zu den Prinzipien. Übrigens, da es fast alle so machen, verwenden wir hier die Substantivform, ich selbst find’s etwas wunderlich.

Eigenverantwortlichkeit

Die sogenannte Eigenverantwortlichkeit meint, dass die Beteiligten das Heft selbst in der Hand haben. Insbesondere bestimmen die Parteien die Themen und schlussendlich entwickeln sie auch gemeinsam die Lösungen.

Das ist der fundamentale Unterschied, etwa zur Schlichtung oder Schiedsgerichtsbarkeit. Hier folgt ein Lösungsvorschlag vom Schlichter oder eine Entscheidung vom Schiedsrichter. In diesen Verfahren versuchen die Beteiligten, den Schlichter durch Fakten oder Emotionen auf ihre Seite zu bringen und so das Ergebnis zu beeinflussen.

In der Mediation müssen die Parteien an einem gemeinsamen Ziel auch gemeinsam arbeiten. Der Mediator steuert, aber er entscheidet nicht.

Freiwilligkeit

Die Mediation ist im Prinzip freiwillig. Das heißt es sollte kein Beteiligter in der Mediation sitzen, der das nicht will.

Das ist ein sicherlich in vielerlei Hinsicht durchbrochenes Prinzip. Gelegentlich verlangen die Versicherungen eine Mediation. Gelegentlich verlangt z.B. das Management eine Mediation, ein Vorgesetzter drängt dazu oder sie ist sogar vertraglich vereinbart. In all diesen Fällen wurde der Freiwilligkeit tatsächlich etwas nachgeholfen.

Insofern nimmt man das im ersten Akt nicht ganz so ernst. Freiwilligkeit bedeutet aber immer, den Prozess jederzeit abbrechen zu können. Das bleibt natürlich nie ohne Konsequenzen, sonst hätte ja die Mediation keine Wirkung. Nur weil ein Verfahren in Abwägung schlechterer Alternativen gewählt wird, heißt nicht, dass es unfreiwillig geschieht.

Ergebnisoffenheit

Ergebnisoffenheit ist ebenfalls ein ganz wesentlicher Punkt. Wenn zu Anfang bestimmte Lösungen ausgeschlossen werden, dann ist das ärgerlich, aber womöglich noch tolerierbar. Der Sinn der Mediation wäre aber gänzlich verfehlt, wenn ich als Mediator den Auftrag hätte, auf einen bestimmten Lösungsweg hinzuarbeiten. Einen solchen Auftrag würde ich wohl nicht annehmen oder zumindest eine geeignetere Vorgehensweise vorschlagen.

Informiertheit

Alle Parteien sollen auf demselben Wissensstand sein. Das beginnt mit dem Inhalt des ersten Telefonats, über den alle informiert werden. Es geht weiter mit den Fakten bis hin zu rechtlichen Begleitumständen.

Was also im steinigen Verfahren zu langwierigen Beweisverfahren führen kann, wird hier als bekannt vorausgesetzt. Natürlich kann es auch passieren, dass man noch einen Gutachter einschalten oder andere Außenstehende einladen möchte. Das wäre dann aber eine gemeinschaftliche Entscheidung.

Sollten Einzelheiten etwa das Verlaufs einer Sache streitig sein, werde ich als Moderator wahrscheinlich versuchen, auch ohne die Klärung der streitigen Fakten eine interessengerechte Lösung anzustreben. Das setzt natürlich voraus, dass jeder ein Interesse an einer raschen Einigung hat.

Beteiligung aller Betroffenen

Noch vor der Mediation selbst werde ich als Mediator erkunden, wer idealerweise an einem Verfahren beteiligt werden sollte. Denn idealerweise sind alle im ersten Akt dabei. Hierarchien spielen dabei keine Rolle. Jeder Betroffene soll zu Wort kommen.

Es kann sich aber auch später noch herausstellen, dass wichtige Personen fehlen. Ziel ist es aber immer, eine Vereinbarung zwischen allen Streitbeteiligten zustande zu bekommen. Andernfalls droht, dass die Nichtbeteiligten weiter streiten.

Vertraulichkeit

Die Grundidee ist, dass alles, was in der Mediation gesagt wird, vertraulich zu behandeln ist. Selbstverständlich können die Beteiligten sich auf eine andere Kommunikationslinie einigen. Manchmal ist gerade die richtige Kommunikation ein Teil der Problemlösung.

Wie kommuniziert wird und was vertraulich ist, entscheiden die Beteiligten. Ich selbst als Mediator und Anwalt unterliege ohnehin der Schweigepflicht.

Allparteilichkeit

Als Mediator muss ich neutral sein, aber nicht unbeteiligt. Deshalb spricht man von „allparteilich“. Ich werde alles tun, um auch den kleinsten Zweifel an meiner Neutralität zu zerstören. Jeder Hinweis auf Bedenken ist dabei hilfreich.

Jeder Beteiligte soll aber adäquate Möglichkeiten haben, seine Anliegen in die Mediation einzubringen und auch Gehör zu finden. Vor allem werde ich als Mediator darauf achten, dass auch eher schweigsame Beteiligte aktiv in des Verfahren einbezogen und gehört werden.

Alle diese Prinzipien sind natürlich interpretierbar. Die wichtigsten Spielregeln werden deshalb am Anfang des Verfahrens gemeinsam nochmals festgelegt und die besonders heiklen Bereiche werden klar geregelt.

Dr. Matthias Kraft

Mediator und Rechtsanwalt

Viele kreative Bereiche befinden sich in einem radikalen Umbruch. Als ausgebildeter Mediator und mit über 30 Jahre Erfahrung in Bereichen wie Verlagen, neue Medien, IT, Theater und Film kann ich Ihnen helfen, Konflikte zu lösen und neue Energien freizusetzen.
Wie geht’s weiter? Anruf genügt…