Die Suche nach der Wahrheit kann endlos sein
Schieds- und Gerichtsverfahren sind vor allem eins: streitig. Die Parteien streiten sich teils über Jahre. Sie pumpen immer mehr Energie und Geld in den Prozess, um von einer externen, neutralen Instanz gesagt zu bekommen, dass sie im Recht sind und – am Ende noch wichtiger – der andere ist im Unrecht. Dieses Engagement ist oft irrational. Es geht nur noch um’s Siegen, nicht mehr um die Sache selbst.
Mediation dagegen ist kein Wettkampf sondern Teamwork, oder besser Arbeit am Team.
Vor Gericht oder vorm Schiedsgericht können nie alle gewinnen. Entweder verliert einer, und der zahlt dann die gesamte Zeche. Oder man einigt sich auf einen, von beiden Seiten als unbefriedigt empfundenen Kompromiss. Unbefriedigend besonders dann, wenn die Kosten das magere Ergebnis gänzlich verschlingen. Einer hat unterm Strich dann wieder nichts. Der andere zahlt soviel, dass er seinem Widersacher anfangs alles hätte zahlen können. Ergibt das einen Sinn – rational bedacht?
Die Kostenfalle droht übrigens vor allem dann, wenn Gutachter involviert sind, um eine vermeintliche Wahrheit zu ermitteln. Es ist vor allem diese Suche nach der Wahrheit, die Zeit und Geld kostet. Und sie wird nicht immer mit fairen Mitteln ausgeführt.
Motive statt Wahrheit
Die Mediation versucht die Situation zu entkrampfen. Sie will der eigentlichen Ursache eines Streits auf den Grund gehen. Deshalb fokussiert sie sich auf die Motive der Beteiligten. Darin liegt ihre Stärke:
Die Beteiligten werden nicht auf den Sachvortrag und die Anträge reduziert. Sie können genau das tun, was sie auch im streitigen Verfahren oft gerne täten. Sie können sich ihre Gefühle von der Seele reden. Sie können über die Motive sprechen. Und die andere Partei hört zu.
Die Frage nach dem „Warum“ steht also im Vordergrund. Und sie kann zu ganz neuen, kreativen Konfliktlösungen führen. Die Frage nach der Wahrheit tritt dann womöglich in den Hintergrund.
Dieser kreative Prozess bietet die Möglichkeit, ganz neue Lösungen zu finden. Lösungen, an die vorher niemand gedacht hat. Lösungen, bei denen beide Parteien als Sieger hervorgehen.
Das Schöne daran ist, dass sich alle danach noch in die Augen schauen können. Eine Zusammenarbeit ist wieder möglich. Die Wogen sind geglättet.
Essenziell: Der Wille zur Einigung
Das Mediationsverfahren setzt voraus, dass ein Restwille der Parteien zur Einigung vorhanden ist. Welcher Art dieses Einigungsinteresse ist, ist zweitrangig. Es kann auch darin begründet sein, dass eine Alternative noch schmerzhafter ist. Gelegentlich kommt die Motivation auch von außen. Hauptsache ist, alle Beteiligten kommen. Damit ist der erste Schritt getan.
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Dr. Matthias Kraft
Mediator und RechtsanwaltViele kreative Bereiche befinden sich in einem radikalen Umbruch. Als ausgebildeter Mediator und mit über 30 Jahre Erfahrung in Bereichen wie Verlagen, neue Medien, IT, Theater und Film kann ich Ihnen helfen, Konflikte zu lösen und neue Energien freizusetzen.
Wie geht’s weiter? Anruf genügt…